In Kontakt sein

Diesmal nicht ein Daumen hoch unter einer Story,
kein #tippen, #wischen, #teilen oder #liken,
sondern ein Blick, ein Lächeln und ein erstes Wort,
als sich der Fremde im Zug neben mich setzt.
Bei ihm kein Knopf im Ohr,
bei mir keine Over-Ears und Rauschunterdrückung mit Wellengang,
sondern mit allen Sinnen im Hier und Jetzt.
Austausch von ersten Worten,
tatsächlich ein ganzer Satz und dann
ganz unvermittelt in einem Gespräch,
das Brücken baut.
Kontakt entsteht, Energie fließt,
von ihm zu mir und von mir zu ihm.
Wir sind aufmerksam und nehmen den anderen wahr.
Ziemlich Old School, wenn man so will,
es ist uns beiden bewusst und wird auch
zum Thema des Gesprächs.
Wir erkennen, dass es manchmal auch schön ist,
sich abzugrenzen vom Außen,
dass wir uns aber dann doch viel zu selten
auf das Wunder des Kontaktes einlassen,
auch wenn es nur für einen flüchtigen Moment ist.
Ich bin diejenige die aussteigt und auf meinem Weg
spüre ich nach.
Kontakt ist mehr als Nähe,
Er ist die unsichtbare Tinte,
die Erinnerungen schreibt,
während wir noch sprechen.
Er steckt in der Pause zwischen zwei Sätzen,
in der Stille die nicht leer, sondern gefüllt ist
mit „ich bin hier“ und „Du auch“.
Und wenn wir uns wieder lösen,
geht nichts verloren,
die Energie bleibt bei mir,
wartend auf den nächsten Blick,
auf den Moment, in dem ich in Kontakt bin,
mit mir und einem anderen Menschen,
so dass sie wieder fließen kann und Brücken baut.